Dokumentation der sprachlichen Vielfalt
der Steiermark
ZUSAMMENreden (abgeschlossen)
Sprachenfreundliche Räume schaffen
An steirischen Volksschulen gibt es einen enormen Sprachenreichtum. Ca. 15 % der steirischen Volksschulkinder haben eine andere Erstsprache als Deutsch. Insgesamt werden über 60 verschiedene Sprachen an den steirischen Volksschulen gesprochen.
Die teilnehmenden Volksschulen waren sehr unterschiedlich: Sie hatten hohe SchülerInnenzahlen wie in der VS Deutschlandsberg mit 230 SchülerInnen oder niedrige wie die VS Neudau mit 72 SchülerInnen. Es gab Schulen mit großer Sprachenvielfalt wie die VS Graz-Bertha von Suttner mit 26 Sprachen und Schulen mit geringer Vielfalt wie die VS Graz-St. Johann mit 7 Sprachen an der Schule. An all diesen Schulen wie auch an der VS Leoben-Seegraben, der VS Judenburg-Lindfeld, der VS Schladming, der VS Sinabelkirchen sowie an den Grazer Volksschulen Engelsdorf, Neuhart und Murfeld haben sich die LehrerInnen und SchülerInnen mit uns für eine sprachenfreundliche Umgebung engagiert.
Die Einbeziehung dieser sprachlichen Vielfalt in den Schulalltag ist ein Gewinn für alle! Jede neue Sprache eröffnet einen neuen Blick auf die Welt und erweitert unseren Horizont. Die Auseinandersetzung mit anderen Sprachen fördert auch das Verständnis der eigenen Sprache. Alle Sprachen im Schulalltag willkommen zu heißen, bietet nicht nur bedeutende Lernvorteile für alle, sondern ist grundsätzlich auch eine Frage der Gerechtigkeit.
Denn Sprache ist ein wesentlicher Teil unserer Identität. Sprachenfreundliche Räume signalisieren gegenseitige Anerkennung und stehen für Chancengleichheit. Die Forschung zeigt deutlich: Kinder mit einem positiven Selbstbild erzielen bessere Lernerfolge. Und die Wertschätzung der Erstsprachen aller Kinder ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung eines solchen positiven Selbstbildes. Entsprechend der gesamtgesellschaftlichen Situation wurde auch in Schulen bisher nur wenig auf ein sprachenfreundliches Ambiente geachtet.
Das Projekt ZUSAMMENreden hat sich der sprachlichen Vielfalt an steirischen Volksschulen gewidmet. Unsere Fragen waren: Wie kann ein Zusammenleben in vielen Sprachen an der Schule gelingen? Und wie kann man diesen Prozess unterstützen? Was wären sprachenfreundliche Räume? Unser Ziel im Hintergrund war, einen gesellschaftlichen Wertewandel in Gang zu setzen, nämlich Mehrsprachigkeit als Schatz zu sehen, als individuelle wie gesellschaftliche Ressource. Und nicht mehr nur das Faktum der – noch dazu mit einem defizitären Begriff versehenen – „nicht-deutschen Muttersprache“ im Auge zu haben.
ZUSAMMENreden bot für die teilnehmenden Schulen einen Sprachen-Aktionstag mit Forsch- und Spielstationen zu den Sprachen der Welt. Zudem gab es vertiefende Informationen zum Umgang mit Mehrsprachigkeit für die LehrerInnen der Schule. Die Wanderausstellung Sprachenlandschaft Deluxe wurde der Schule zum Weiterarbeiten zur Verfügung gestellt. In je einem Kunstprojekt an der Schule haben wir gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeitet, wie sprachenfreundliche Räume in Schulen aussehen können.
Bereits am Sprachentag war ein Workshop dem Kunstprojekt gewidmet. In Zusammenarbeit mit der Schule entwickelte das Künstlerinnenduo RESANITA die Idee für das konkrete Projekt. Ziel war es, immer alle Kinder in die Produktion einzubinden und ihre sprachliche Expertise sichtbar zu machen. Zusätzlich wurden über die Kinder auch die Eltern in die mehrsprachigen Recherchen eingebunden. In den Sprachen-Aktionstagen, im Kunstprojekt und in den Weiterbildungs-Workshops konnten wir die sprachliche Vielfalt an steirischen Schulen selbst erleben, wir konnten erfahren und Ideen geben, wie Sprachenvielfalt positiv im Unterricht berücksichtigt werden kann, und wie alle vorhandenen Sprachen der Kinder Wertschätzung erfahren. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit haben wir in einem Reader so aufbereitet, dass interessierte Schulen mit den bestehenden Materialien weiterarbeiten und zu individuellen Lösungen für die jeweilige Schulsituation finden können.
http://www.zusammen-reden.at/cms/cms.php
Ein Projekt von Akademie Graz, treffpunkt sprachen / Plurilingualismus der Karl-Franzens-Universität Graz, Pädagogische Hochschule Steiermark, auf Initiative von Integrationsressort / Land Steiermark
Mitwirkende: Barbara Schrammel-Leber, Christina Korb, Anna Windisch, Kerstin Gruber